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Kurzfassung der Geschichte der Familie
Klinski von Rautenberg, von Klinski, von Rautenberg-Klinski |
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Einführung |
Es handelt sich um ein altpreußisches Adelsgeschlecht in Pommerellen, das den Namen dem bereits im Jahr 1295 mit einem Privileg als adliges Landgut erwähnten Stammhause Clinsch Kreis Berent in Westpreußen entlehnt hat.
Das Wappen mit dem Schafbock der Familie Klinski von Rautenberg / von Klinski / von Rautenberg-Klinski: "Schild - in Rot ein schreitender, golden behörnter silberner Schafbock mit angehobenem inneren Vorderfuß. Helmzier - ein golden gekrönter Helm mit Halskleinod und rot-silberner Decke, besteckt mit fünf Straußenfedern rot-weiß-rot-weiß-rot."
Das Wappen wird auch mit dem polnischen Stammwappennamen "Junosza" bezeichnet. J.K.Dachnowski schreibt 1631:
"Das Junosza-Wappen ist uralt, von dem Jan Dlugosz [1415 - 1480, d.Verf.] sagt, daß es entweder polnisch ist oder mit den ersten Herren [des Deutschen Ordens, d.Verf.] hierher [nach Altpreußen, d.Verf.] gebracht worden ist. Manche sagen, daß es aus Deutschland ist, was auch am wahrscheinlichsten ist, weil es den Namen "Jungschoff" (lat. iuvenis - Jüngling) hatte, das heißt ein junger Widder. Die unseren nannten es hier später "Junoszyc".
(Quelle: J.K.Dachnowski, Herbarz Szlachty Prus Krolewskich z XVII. Wieku [Das Wappenbuch des Adels im Königlichen Preußen im 17.Jahrhundert], Poznan 1632 - 1641, bearb. durch Z.Pentek, Kornik 1995 - Polska Akademia Nauk Biblioteka Kornicka, S.196/197)
Die weitverbreitete Schilderung des Wappens der Familie Klinski von Rautenberg, vor allem in polnischen Quellen älteren und jüngeren Datums, die Schildfigur "Schafbock" sei an den Beinen und am Unterbauch geschoren und der junge Schafbock weise an der Seite Blutflecken auf, bezieht sich nur auf das Wappen des Christoph Klinski, nach 1618, vom 29.11.1590 bis 1.9.1592 Abt im Kloster Pelplin. Das Wappen "Schafbock"(Junosza) der Familie v.Klinski ist eingetragen in der Niedersächsischen Wappenrolle des Heraldischen Vereins "Zum Kleeblatt" unter der Nr. 97-1679 mit der Erklärung: "Zur Führung dieses altüberlieferten Wappens sind alle ehelichen Nachkommen im Mannesstamm berechtigt, soweit und solange sie noch den Familiennamen von Klinski führen."
In einer der älteren Schriften über die Wappen im Königreich Polen, "Die Wappen der polnischen Ritterschaft", notiert im Jahr 1584 Bartosz Paprocki zu den 56 polnischen Adelsfamilien, die einen Schafbock im Wappen tragen, eine einzige Familie aus Preußen, aus der zwei Jünglinge in die bedeutende und einflußreiche polnische Adelsfamilie Dulski eingeheiratet haben:
"Das Haus Klinski in Preußen ist uralt, es ist bedeutend und aus ihm kamen in hoher Blüte zwei jugendliche hochadelige Jünglinge, Christoph und Joannes, sie heirateten zwei Schwestern aus dem Hause Dulski, Kämmerer der Krone, Wappen Ostoja".
Im Jahr 1584 gehörte Pommerellen seit rund 15 Jahren für die nächsten etwa 190 Jahre zum Königreich Polen.
(Quelle:Bartosz Paprocki, Herby Rycerztwa Polskiego [Die Wappen der polnischen Ritterschaft], Krakow 1584, bearb. durch J.K.Turowski, Krakow 1858, S.324)
Und eine weitere Quelle ist erwähnenswert:
Im Jahr 1641 schreibt Simon Okolski in "Orbis Polonus" über die polnischen Schilde und er führt inzwischen schon 65 polnische Adelsfamilien an, die einen Schafbock im Wappen führen, das Stammwappen Junosza.
Die einzige Familie aus Preußen ist die Adelsfamilie Klinski und er schreibt:
"Klinscij in Prussia - selten in Podolien auftretend. Sie gingen in Rüstungen und kämpften furchtbar, in Rechtsangelegenheiten waren sie menschlich."
(Quelle:Simon Okolski, Orbis Polonus [Die Polnischen Schilde], Krakow 1641, Band I S.368)
Simon Okolski erwähnt im ersten Band S. 400 auch eine Adelsfamilie Klinski des Wappens "Swiat" aus dem Bereich der Wojewodschaft Kiew. Weiteres zu dieser Familie in "Geschichte und Geschichten, der Streit um Klein Böhlkau".
Eine Adelsfamilie Klinski aus Pommerellen bzw. Preußen Königlich Polnischen Anteils mit einem Wappen "Newlin" hat es nie gegeben.
E.v.Zernicki-Szeliga hat in den Vasallentabellen des Jahres 1772 das Wappen des Joseph von Lukowicz, das Wappen "Newlin" als das des Franciscus von Klinski auf Niezorowa angesehen. Joseph von Lukowicz hatte eine Vollmacht des Franciscus von Klinski, ihn in die Vasallenlisten auf der Marienburg einzutragen und er hat diese Eintragung mit seinem eigenen Petschaft, seinem Siegel "unterschrieben".
Leonardus von Klinski (Leonardo Klynski), der Stammvater der Familie von (Rautenberg-)Klinski, wird 1526 als Eigentümer/Erbherr des Landgutes Rautenberg im Kreis Preußisch Stargard in Westpreußen ( bis 1772 die "Preußischen Lande Königlich Polnischen Antheils") bestätigt. Im Jahr 1533 ist Leonardo Klynski als Mitglied der Preußischen Stände dokumentiert. Der Stammvater ist der älteste Ahn, dessen Nachkommenschaft im Mannesstamm lückenlos belegt ist.
(Quellen: Gottfried Lengnich, Geschichte der Preußischen Lande Königlich/Polnischen Antheils seit dem Jahre 1526", Bd. 1 -9, Danzig 1722-1755, im Bd. I Documenta S. 136 ; Matricularum Regni Poloniae summaria, Th.Wierzbowski Hrsg., Warschau 1905-1919, Bd.II, Nr. 532, Bd. IV, Nr. 4985, 4992 und 13349; M.Perlbach, Das Totenbuch des PrämonstratenserinnenKlosters Zuckau bei Danzig, Danzig 1906, S. 58, 99 und 141 ) |
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I. Eine altpreußische Familie in Pommerellen / Westpreußen - 600 Jahre Geschichte des Landes |
Im Besitz als Lehnsgut bzw. als Eigentum der Familie waren im Laufe der Jahrhunderte unter anderen folgende wichtige Landgüter: Groß und Klein Klinsch bei Berent (1357 - 1567), Rautenberg bei Hoch Stüblau (vor 1430 - um 1680), Simkau Kreis Schwetz (1484 - 1616), Niedamowo bei Berent (1582 - 1788), Klein Böhlkau (Bielkowko) Kreis Danziger Höhe (um 1570 - 1685), Niezorowa (Iserau) Kreis Konitz (1701 - 1846) und Klodnia Kreis Konitz (um 1750 - 1945).
Die Vorfahren der Familie in Pommerellen erlebten in diesen sechs Jahrhunderten folgende wechselnde Herrschaftsverhältnisse: Den Deutschen Orden (1309 bis 1466), den Preußischen Ständestaat (1466 bis 1569), die Zugehörigkeit zum Polnischen Königreich (1569 bis 1772), die Zugehörigkeit zum Königreich Preußen (1772 bis 1918).
Die Ahnen waren Landrichter und Landschöffen, sie waren Vertreter des Landadels in den Ständevertretungen, in der polnischen Zeit waren sie Deputierte ihrer Distrikte auf den Landtagen, es waren ein Schatzmeister und ein königlicher Sekretär unter ihnen, fünfmal entsandten sie für ihre Wojewodschaft den Königswähler.
Im Jahr 1849 ist Michael von Rautenberg-Klinski, Bürgermeister in Berent, in Berlin Mitglied im "Preussischen Abgeordnetenhaus".
Die Familie hatte durch Jahrhunderte eine starke Bindung zur katholischen Kirche. Es gab unter ihnen Kleriker, Pfarrer und Mönche. Es findet sich zweimal ein "archidiaconus Pomeraniae", ein Christophorus Klinski wird zum Abt nominiert, ein Augustinus Klinski ist Domherr zu Culm und Archidiakon von Pommerellen, ein Adalbert von Rautenberg-Klinski ist Domherr im Ermland.
Ignatius v.Rautenberg-Klinski (1760-1818), Bruder des Adalbert und einer der Erben des Landgutes Niedamowo bei Berent, ist der Urgroßvater des evangelischen Zweiges der Familie v.Klinski, der mit Viktor v. Klinski (1880-1945) ab dem Jahr 1890 in Berlin ansässig war.
Diese Abstammung ist lückenlos mit Dokumenten belegt und am 26.Oktober 2002 ist in Marburg die Nichtbeanstandung der Namensführung des Viktor v.Klinski bzw. die Zugehörigkeit der Nachkommen im ehelichen Mannesstamm des Viktor v.Klinski zum Deutschen Adel adelsrechtlich anerkannt worden.
Die Adelsfamilie Klinski von Rautenberg, v.Klinski, v.Rautenberg-Klinski:
" [ .... ] gehörte bereits zur Deutsch-Ordenszeit dem Lehnsadel Preußens an. Auch im ausgehenden Mittelalter zählte sie zweifelsohne zum Adel Westpreußens ('Preußens Kgl.Anteils') und hat bei Eingliederung dieser Provinz in das Königreich Preußen offensichtlich den Bedingungen genügt, die König Friedrich II. an die Aufnahme einer dortigen Familie in den Adel seines Königreiches geknüpft hatte. Damit zählt die Familie spätestens seit 1772 auch zum deutschen Adel, was u.a. auch durch die Aufnahme des im Antrag genannten Viktor v.Klinski in die Deutsche Adelsgenossenschaft belegt ist, [ ..... ]."
Die Trennung in den katholischen und evangelischen Familienverband hatte zu Schwierigkeiten in der Forschung geführt. Zudem haben zweimal die Ereignisse und Folgen der Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts eine veröffentlichte Darstellung der Geschichte und der Genealogie der Familie v.Klinski im sogenannten "Gotha" (Genealogischen Handbuchs des Adels) auf schicksalhafte Weise verhindert. Die Abtretung Westpreußens an Polen stellte schon in den dreißiger Jahren ein Hindernis in der Beschaffung von Dokumenten dar. Diese Problematik besteht bei der Bearbeitung einer Familiengeschichte auch in unserer Zeit. |
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II. Personen mit dem Namen "Klinski" zwischen 1357 und 1526 |
Mit dem vom Lehngut abgeleiteten Possessivnamen Clincz, Clynsch oder Klinsch sind die folgenden Personen in der Literatur und in Dokumenten aufgefunden worden, deren Verwandtschaftsgrade noch nicht geklärt werden konnten:
- 1357 Marcus de maiori Glincza, miles (Ritter), auf Gr. Clincz (Grosin Glynczschko);
Quelle: K.Conrad Hrsg., Preußisches Urkundenbuch, Bd.V, Marburg 1973, S. 326/327
- 1408, 1413 und 1419 Stiborius de Clincze - Lehnsnehmer des Deutschen Ordens i.J. 1408 und danach i.J. 1419 Lehnsnehmer des Bischofs von Leslau, i.J. 1413 Landschöffe in Dirschau, auf Clincz;
Quellen: E.Joachim Hrsg., Das Marienburger Tresslerbuch der Jahre 1399 bis 1409, Königsberg
1896, S.477/478 u. 485; K.Kasiske, Beiträge zur Bevölkerungsgeschichte Pommerellens im Mittelalter, in "Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung" Nr.9, Königsberg 1942 S. 172 ; E.Joachim/W.Hubatsch, Ordinis S.M.Th. 2924 - 2940 , S. 184
- 1408 Peter und Ludeken von Clincz (Lehnsnehmer d.Dtsch.Ordens) auf Clincz;
Quelle: Tresslerbuch S. 477/478 u. 485
- 1417 Paul von Klincz, erbittet freies Geleit von Konstanz zurück nach Preußen;
Quelle: E.Joachim/W.Hubatsch, Ordinis S.M.Th. 2603-2618, S.163
- 1439 Peter Clinsky;
Quelle: Slownik Staropolskich Nazw Osobowich, Komitet Jezykoznawstwa Polskiej Akademii Nauk [Wörterbuch der altpolnischen Bezeichnungen von Amtspersonen] Bd.III Klamat - Kunisz, Gdansk 1971
- 1452/53 Steffen und Jocob von Clinsch erklären ihren Austritt aus dem "Preußischen Bund gegen Gewalt" , auf Clinsch;
Quelle: M.Töppen Hrsg., Die Ständetage Preussens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, Leipzig 1878, Reprint Aalen 1974, Bd.III, S.477/654
- 1495 Stiborius Clinsky, Landrichter in Tuchel Kr. Konitz;
Quelle: Matricularum
- 1515 Petrus Klinsske, Student in Frankfurt/Oder.
Quelle: M.Perlbach, Prussia Scholastica, die Ost- und Westpreußen auf den mittelalterlichen
Universitäten, Braunsberg 1895, S. 125 u. 273
- 1522 Laurentius Klynski wird in der Kirche zu Garczyn als Priester eingeführt - er ist der Sohn des bereits verstorbenen Joannes Klynski.
(Quelle: Matricularum)
- 1526 Laurentius, Martinus, Mathias und Franciscus Klynski, Söhne des Joannes Klynski, erhalten i.J. 1526 die Bestätigung ihres Besitzprivilegs fürGarczyn bei Berent / Westpreußen. Ein Mathias Klynski ist 1567 Erbherr auf Klincza, ein Franciscus und ein Johannes sind 1570 Herren auf Garczyn und nennen sich Garczynski.
(Quelle: Matricularum und M.Biskup/A.Tomczak, Mapy Wojewodztwa Pomorskiego w drugiej Polowie XVI W. - Karte der Pommerellischen Wojewodschaften in der Mitte des 16.Jahrhunderts / eine Zusammenstellung der Güter u. ihrer Eigentümer , Roczniki Towarzystwa Naukowego w Toruniu, Torun 1955)
Der ursprüngliche Herkunfts- oder Possessivname der Lehnsnehmer wird in keinem der aufgefundenen Dokumente oder Literaturstellen erwähnt.
Marcus wird nur mit dem Ort bezeichnet, wo er im Jahre 1357 wohnhaft ist, nämlich auf dem Landgut Groß Clincz. Stiborius, Ludeken und Peter sind für den Tressler (Schatzmeister) des Deutschen Ordens nur mit ihrem Gutsnamen zu identifizieren, hier wieder de Clincze, denn die Abgaben oder Zuwendungen sind ausschließlich mit dem Landgut verbunden. Lautete der ursprüngliche Herkunfts- bzw. Possessivname "Rautenberg" ? |
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III. Der Name Rautenberg |
Im 16. Jahrhundert erscheint der Beiname "von Rautenbergk" im Zusammenhang mit dem im Jahr 1526 bestätigten Besitzprivileg für das Landgut Rautenberg bei Hoch Stüblau in Westpreußen für "Leonardo Klynski". Die polnische Administration bezeichnete im Jahr 1526 das Gut mit "Radzieiow", jedoch auch noch im Jahr 1570 mit dem Zusatz "alias Rautenbergk". (Quellen: Das Steuerregister des Jahres 1570 in I.T.Baranowski Hrsg. "Fontes Res Gestas Poloniae Illustrantes, Vol.XXIII, Prussia Regalis, Pars I., Warschau 1911, S. 7, 26, 125, 126, 155, 166.)
Die aufgefundenen Schreibweisen des Namens kamen in folgender Form vor:
Rattemberg 1408, Rathembergk 1477, Rotenbergk 1484, Rautenbergk 1593, Rautemberg 1644.
Noch zur Ordenszeit war im Gebiet der Comturei Graudenz im Bereich Stoblau (Hoch Stüblau, poln.Zblewo) auf den Resten einer alten Burg oder Ansiedlung (Radzons,Radau oder Radow) ein Dienstgut ausgegeben worden, das den Namen Rautenberg nach seinem Begründer erhielt.
Der spätere Name Radziejewo in polnischer Zeit könnte eine gewisse Ableitung von der vermuteten Bezeichnung "radzons" oder "radow" oder "radau" für die Reste dieser alten Burg oder Siedlung gewesen sein; "radzons" von dem prussischen/litauischen Wort "radinys" für Fund oder Findling, "radejas" für den Finder. Die Bezeichnung "radau" könnte auch auf der aus dem Jahr 1212 stammenden Bezeichnung für den in der Nähe liegenden Fluß Radaune beruhen.
In Webers bearbeiteten Unterlagen bis zum Jahr 1415 ist das Landgut Rautenberg noch nicht aufgeführt. Die Gründung des Landgutes muß in den Jahren zwischen 1415 und 1430 erfolgt sein. Der Deutsche Orden hat nach den Kämpfen gegen Litauer und Polen nach 1410 eine Vielzahl von Teilnehmern am Kriegszug für ihre Dienste mit neu ausgegebenen Dienstlehen entlohnt; in diesem Zusammenhang wird Rautenberg gegründet worden sein.
Die Akten darüber sind leider verschollen. Rautenberg (spätere Bezeichnungen. Radieiow, Radzieiow, Radziejewo, Rathsdorf) war im Jahr 1430 mit 20 1/2 Hufen dem Bischof von Leslau zehntpflichtig, der es offensichtlich als Reparation vom Deutschen Orden für Schäden an seinem Gebiet übernommen hatte. Der Bischof war kein Freund des Deutschen Ordens und stand eher auf der Seite des polnischen Königs.
(Quelle: Lotar Weber, Preussen vor 500 Jahren, Danzig 1878, S. 411/412; Karl Kasiske, Das deutsche Siedelwerk des Mittelalters in Pommerellen, Einzelschrift der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, Königsberg 1938 , S. 121)
Ein Besitzprivileg in deutscher Sprache für das Landgut Rautenberg aus der Ordenszeit wurde von Leonardo Klynski (*um1500 nach1558) im Jahr 1526 vorgelegt, als der polnische König die Lehnsgüter der Adligen in Pommerellen in Erbgüter umwandelte.
Das bisher erste dokumentierte parallele Auftauchen der Namen Klinski und Rautenberg liegt nach bisherigen Kenntnissen um das Jahr 1484. In diesem Jahr erwarb ein Hans (Joannes) von Rautenberg (der also auf dem Landgut Rautenberg wohnte) das Landgut Czemke (Simkau, Szimkowo, adliges Gut im Kreis Schwetz) "für 28 geringe Mark". Der Kauf wurde im Schöffenbuch der Richter und Schöffen zu Graudenz niedergeschrieben. Das bedeutet, dieser Hans von dem Landgut Rautenberg bei Hoch Stüblau befand sich im Bereich der Gerichtsbarkeit von Graudenz. Diese Identifizierung ist wichtig, weil es noch weitere Güter mit der Bezeichnung "Rautenberg" im Culmer Land und im Ermland gab.
(Quelle: Xaver Froelich, Das älteste Schöppenbuch, Altpr.Monatsschr., Bd.VIII, 1871, S. 427)
In dieser Zeit des Hans(Joannes) von Rautenberg haben wir auch Kenntnis von der Person des Joannes Klynski, der i.J. 1522 schon verstorben war, als sein Sohn Laurentius als Priester in sein Amt in Garczyn eingeführt wurde.
Die Schlußfolgerung liegt nahe, daß der Hans vom Gut Rautenberg der Joannes Klynski ist , dessen ältester Sohn Leonardus heißt und das Landgut Rautenberg erhält, während seine weiteren vier Söhne Laurentius, Martinus, Mathias und Franciscus das Landgut Garczyn erhalten.
Es ist auch sehr gut denkbar, daß die oben erwähnte Person Hans oder Joannes dieselbe Person ist, die schon im Jahr 1477 als adliger Student Joannes Lener (Leonard) de Rathembergk in der Universität Krakau eingeschrieben war.
( Quelle:Zeissberg, Matrikel Krakau, 1872 / 1974, S. 103, Nr.293 )
Die Frage muß offen bleiben, ob dieser Student im Krakau des Jahres 1477 den kompletten Namen Joannes Leonard (Lener) Klinski von Rautenberg (Rathembergk) trug und der Vater des Leonardo Klynski war, der nur rund 40 Jahre später sein deutsches Besitzprivileg für das Gut Rautenberg bei Hoch Stüblau bestätigt erhält.
Nach Angaben von Hans Maercker besaß die Familie Klinski von Rautenbergk das Gut Czemke / Simkau von 1484 bis 1616. Später kam es in den Besitz der Familie Damerau Wojanowski, aus der die Ehefrau des Leonardus Klinski stammte (oo Emerencia von(Damerau-) Wojanowska). Auch das ist ein Indiz, daß Hans von Rautenberg auch den Namen Klinski trug.
(Quelle: Hans Maercker, Geschichte des Schwetzer Kreises, Zeitschr.Westpr.Gesch.ver., Heft XVII, Danzig 1888. S. 48 )
Für die Verbindung der Namen Klinski und Rautenberg gibt es zwei Überlegungen:
Wiederaufnahme des ursprünglichen Possessivnamens durch Vererbung im Mannesstamm: Die Lehnsnehmer des Landgutes Clincz aus dem Jahr 1408 trugen den alten Herkunftsnamen Rautenberg und gründeten das neue Landgut Rautenberg bei Hoch Stüblau im Auftrag des Deutschen Ordens in den Jahren zwischen 1415 und 1430. Sie gaben ihm den alten Possessiv-Namen der Herkunftsfamilie. Somit war es ganz selbstverständlich, daß ein Leonardus Klinski im Jahr 1526 Eigentümer des alten deutschen Besitzprivilegs auf den Namen "Rautenberg" war.
Die Familie von Rautenberg - es war ein altes Geschlecht der Ministralen zu Hildesheim. Mitglieder der Familie kamen mit dem Deutschen Orden ins Culmer Land, ins Ermland und nach Pommerellen. Einige Beispiele für Personen: Bartholomeus 1285 bei Thorn; Martin 1297 auf Gerkitten/Ermland; Bartholomeus - Domherr zu Frauenburg 1311; Mathias u. Marcinus 1316; Johann auf Rautenberg im Ermland 1319; Tilo - Schöffe in Wormdit 1348 bis 1357; Kudebor(=Stibor) vom Rattenberge 1408 im Tresslerbuch S.498 ( ist dieser Kudebor/Stibor die gleiche Person wie der Stiborius von Clincz 1408 ? ); Giselbert 1423 Friedensschluß zu Welun; Czyso auf Paulsdorf 1432; Albrecht von Rautenberg auf Czende/Czetzow 1432 - auch Albrecht von der Czeende genannt; Bartusch 1440 und George 1480, Elbingische Landrichter; Christoph und Friedrich 1440 treten ein in den "Preußischen Bund g.G."; Hartwig aus Elbing 1449; Hans von Rautenberg - Diener des Komthurs zu Osterode 1454; Johannes Lener (Leonard) de Rathemberg 1477 Student in Krakau.
Übernahme eines neuen Possessivnamens durch Heirat: Nicht ganz so plausibel wäre die Erklärung, daß das Landgut Rautenberg von einem Mitglied der Adelsfamilie Rautenberg gegründet wurde und etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts eine Tochter aus dem Hause Rautenberg Ehefrau eines Mitgliedes der Adelsfamilie Klinski wurde. Daraus könnte das Recht erworben worden sein, mit Hilfe der "erheirateten Anteile" auch die übrigen zu erwerben und sich somit vollends in den Besitz des Landgutes zu bringen. Damit ging folgerichtig die Möglichkeit einher, sich einen neuen oder einen weiteren Possessivnamen zuzulegen. Selbst noch im Jahr 1563 konnte ein alter "Familienname" durch einen neuen Possessivnamen verdrängt werden: Die "Königliche Bestallungsurkunde" als Abt im Kloster Pelplin für Leonhard Rembowski lautete nach dem Eigentum der Rembowskis an Gr.Turse auf "Leonhard Turski" !
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IV. Herkunft der Familie |
In einem Text von Gottfried Lengnich (1689-1774) zu der Person des George Klinski (*um 1560 1631), Enkel des Leonardus Klinski, den er Dokumenten der preußischen Ständeversammlungen des Jahres 1590 aus der Zeit nach dem Ende des "Ständestaates Preussen" entnommen hatte, werden eindeutig die Wurzeln der Familie v.Klinski belegt.
Im einem Zitat wird George Klinski als "gebohrener Preusse" bezeichnet. Er ist also im Lande Preussen (Pommerellen, später Westpreußen) geboren, nicht im Herzogtum Preußen (Altpreußen, später Ostpreußen) und nicht in Brandenburg-Preußen ("Teutsche Lande"). Damit standen ihm zahlreiche Privilegien zu.
In einem weiteren Zitat wird George Klinski als Landes-Einzögling bezeichnet. Es wurden nicht nur die Einzöglinge (Einwanderer, Kolonisatoren) selbst so bezeichnet, sondern ihre Nachkommen in mehreren Generationen nannte man immer noch "Landes-Einzöglinge". Das Einzöglingsrecht beinhaltete ebenfalls eine Reihe von, durch den polnischen König garantierten Privilegien.
(Quelle: G.Lengnich, Geschichte der preußischen Lande, Bd.IV, S. 56, 107, 109 )
In einem weiteren Zitat wird George Klinski bei Lengnich erwähnt mit dem Namen: "George Klinski, sonst Rautenberg genandt"
"Landes-Einzögling" und "gebohrener Preuße" oder der Zusatz "sonst Rautenberg genandt" ? alle drei Bezeichnungen zusammen besagen zweifelsfrei, daß die Vorfahren des George nicht aus dem einheimischen Stamm der Kaschuben sein konnten, sie waren von außen "eingezogen". Sie konnten auch keine "eingezogenen" Polen sein, denn dies wurde in den preußischen Dokumenten stets ausdrücklich und akribisch vermerkt, selbst wenn der Einzug schon mehr als 150 Jahre zurücklag. Zum Beispiel in Lengnich, Geschichte, Bd. III, 1724, S. 88 : Der Wojewode von Culm, Jan Dzialinski ( aus einer um 1410 nach Preußen eingezogenen polnischen Adelsfamilie) beklagt 1574 vor dem Senat des Sejm (Reichstag), daß man in einem wichtigen Schriftstück " - der Preußen in dem Eydes-Formular mit keinem Wort gedacht, welche also zu wissen verlangten, ob sie annoch Preussen oder etwan Masuren, Polen oder Reussen wären."
Woher also kamen die Vorfahren des George Klinski ? Sie stammten ursprünglich ohne Frage aus den "Teutschen Landen" und kamen mit dem Deutschen Orden wohl bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts nach Pommerellen. Sie wurden dort mit Dienstgütern belehnt, unter anderem mit dem Landgut Clincz. Die Landschaft dort ist geprägt durch Lehm- und Tonvorkommen. Das prussische / litauische Wort für glatt oder schlüpfrich ist "glinnus" , das slawische Wort für Lehm oder Ton ist "glina" ( glincze > clincze )
Auch eine Einwanderung aus "Teutschen Landen" mit dem Deutschen Orden zuerst nach Altpreußen im 13. Jahrhundert ist denkbar. Von dort aus hat der Orden ebenfalls eine Besiedelung von Pommerellen nach der Einnahme im Jahr 1309 betrieben. Die im 16. Jahrhundert dokumentierten ehelichen Verbindungen zeigen zum überwiegenden Teil die deutschen Wurzeln des Umfelds der Familie. Dabei geht es z.B. um die Familien von Damerau auf Woyanow, von Nostitz-Jakowski, von Nostitz-Bakowski, von Rastenbergk, von Werden, von Bochsen, von Giese, von Lewald etc. |
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V. Gibt es weitere Adelsfamilien Klinski des Wappens Schafbock ? |
Die Existenz einer weiteren Adelsfamilie Klinski mit dem Wappen "Schafbock", deren Wurzeln im Stamm der Kaschuben in Pommerellen zu finden wäre, kann eindeutig ausgeschlossen werden.
Der polnische Historiker Wojciech v.Ketrzynski (1838-1918) hat in seinen Veröffentlichungen ab 1874 die These aufgestellt, die Adelsfamilie Klinski sei kaschubischen Ursprungs und somit polnisch. Sie würden von Clincz stammen und hätten das Landgut Niedamowo bei Berent besessen. Der später auftauchende deutsche Beiname "von Rautenberg" sei nur die nähere Angabe über den ehemaligen Besitz eines weiteren Landgutes und sage nichts über einen deutschen Ursprung aus.
Seine Thesen sind im Jahr 1900 in den Arbeiten von Emilian v.Zernicki-Szeliga (*1826 um1906) dazu verwendet worden, eine deutsche Adelsfamilie Rautenberg mit einem Zweig, der sich Klinski nennt und das Wappen Schafbock führt, zu "entdecken". Dazu gesellte sich bei ihm eine polnische Adelsfamilie Klinski mit dem Wappen Junosza (im Schild ein Schafbock) und er beschreibt noch eine dritte Adelsfamilie Klinski mit einem (falsch zugeordneten) Wappen Newlin, die aus Pommerellen stammen, also kaschubischen Ursprungs seien, das Gut Rautenberg um 1550 erworben haben sollen und somit später den Beinamen Rautenberg angenommen hätten.
Diese falschen Behauptungen über die Adelsfamilie Klinski sind in der Arbeit des Georg Dabinnus "Die ländliche Bevölkerung Pommerellens im Jahr 1772 mit Einschluß des Danziger Landgebietes im Jahr 1793" (in Wissenschaftlichen Beiträgen des Johann Gottfried Herder-Instituts Marburg / Lahn, Marburg 1953) neu aufgelegt worden. Daß der Verfasser Dabinnus im Jahr 1953 in Marburg nur Abschriften des Contributionskatasters von 1773 verwenden konnte, die nachgewiesenermaßen viele markante Fehler enthalten, während der Verfasserin die Originalakte im Berliner Geheimen Staatsarchiv zur Verfügung stand, ist eine weitere Fehlerquelle.
Und eine weitere falsche Behauptung ist richtig zu stellen:
Der Gutachter Marcel v. Janecki stellte im Jahr 1893 im Auftrag für einen Antrag beim Königlich Preußischen Heroldsamt ( "Heroldsamtsakten" im GStA PK zu Berlin, I HA Rep. 159 VI G Blatt 24 und I HA Rep. 176 VI K Blatt ) die These auf, die Nachkommen der Adelsfamilie Klinski auf Niedamowo hätten nichts mit dem ehemaligen Besitz Rautenberg zu tun, sie wären eine andere Linie und diejenige derer vom Landgut Rautenberg wäre ausgestorben. Die erforschte Genealogie spricht eindeutig eine andere Sprache.
Hierzu soll Paul Panske zitiert werden, der über das Leben des Domherren Adalbert v.Rautenberg-Klinski (1759-1831) geschrieben hat:
"Der in der ost- und westpreußischen Geschichtsforschung nicht unbekannte Wojciech v. Ketrzynski, Schwiegersohn eines v.Rautenberg-Klinski, der (noch) in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Bürgermeister zu Berent war, fand in einem älteren Schwetzer Kirchenbuch angemerkt, der Klinskische Zwischenname Rautenberg stamme von Gute Radziejewo im Kreise Preußisch Stargard, >vorhero immer Rautenberg genannt<. So meinte Ketrzynski, daß ein Zweig der Klinskis sich danach so genannt habe zum Unterschied von den Klinskis auf Niedamowo. Dies trifft nach dem oben im Text gesagten nicht zu: Auch die auf Niedamowo gesessenen waren Rautenbergs ! [ ..... ] Zu Ordenszeiten freilich wird meines Wissens eine solche Ortschaft [Radziejewo, d.Verf.] nirgends erwähnt. Ob nicht gar der zweite Name [Rautenberg, d.Verf.] derselben sich erst vom Gutsherren herleitet ? Denn wie aus Rautenberg polnisch jemals Radziejewo hätte werden können, bleibt ein Rätsel."
(Quelle: P.Panske, Personalien der Mitglieder des Culmer Domkapitels seit der Verlegung des Bischofsitzes nach Pelplin, in Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde des Ermlands, Bd.25, Heft 1, Braunsberg 1933, S.210)
Einer der Erben des Landgutes Niedamowo bei Berent in Westpreußen, Ignatius v.Rautenberg-Klinski (1760-1818), ist Urgroßvater des evangelischen Zweiges der Familie v.Klinski, der mit Viktor v. Klinski (1880-1945) ab dem Jahr 1890 in Berlin ansässig war.
Es ist festzustellen, daß alle in Dokumenten aufgefundenen Adligen mit dem Namen Klinski von Rautenberg, v. Klinski und v.Rautenberg-Klinski mit dem Wappen Schafbock (Widder) bzw. Junosza (polnischer Stammwappenname) Nachkommen des Leonardus Klinski bzw. seines Enkels George Klinski von Rautenberg und damit ursprünglich deutscher Abstammung sind. |
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